Das Geschäft mit den Gespenstern

 

In unserer Gesellschaft hat sich die Vorstellung breit gemacht, man müsse nur eine Tablette nehmen und schon wird man gesund. Der Computer macht aus jedem ein Genie und wer über Fähigkeiten verfügen will, die über das durchschnittliche Maß hinaus gehen, braucht nur "Hokuspokus" machen und schon passiert, was er/sie möchte. Oder man liest ein kluges Buch und weiß danach plötzlich über alles Bescheid. Das betrifft alle Bereiche unseres Lebens und neuerdings auch die Parapsychologie.

Wir leben in einer Welt, die scheinbar immer einfacher wird. Alles passiert von selbst, wir müssen nichts mehr tun. Wir wandeln unbeschwert durchs Leben.

Zeitungen kaufen Meldungen von Agenturen und bringen diese dann meistens wortwörtlich und ungeprüft, ohne eigene Gedanken dazu zu äußern. Es gibt bereits Bestrebungen, auf Journalisten gänzlich zu verzichten. Man braucht sie nicht, weil nur mehr abgeschrieben wird. Meldungen verschiedenster Art werden automatisch weiter verbreitet. So macht man es noch leichter möglich Meinung zu manipulieren, falsche Behauptungen zu lancieren. Ein El Dorado für Geheimdienste, extremistische politische und religiöse Gruppen, korrupte Regierungen. Wen interessiert es? Hauptsache man verdient daran. Und das Internet macht es möglich - man verdient (fast) ohne einen Finger zu rühren, oder man konsumiert ohne dafür bezahlen zu müssen. Erleuchtung frei Haus und das kostenlos! Oder aber für viel Geld, dafür ohne Anstrengung.

Selbst Geisterfotos und Geisterstimmen kann man sich zu Gemüte führen, ohne das Haus zu verlassen und ohne dafür bezahlen zu müssen. Andererseits findet man über Internet auch brave Konsumenten denen man verspricht - in diesem Fall natürlich gegen gute Bezahlung - Gespenster lebensecht (!) erleben zu können. Jederzeit, nach Wunsch und Laune. Eine kleine Reise genügt, Gespenst wird bereit gestellt.

Man schreibt jetzt auch esoterische, parapsychologische, oder psychologische Bücher - ja sogar skeptische - indem man angeblich erlebte Geschichten, die man sich von anderen erzählen und beisteuern lässt, unüberprüft und manchmal noch dazu ohne Namensnennung der eigentlichen Autoren, veröffentlicht. Was auch für den "Autor" unter dessen Namen das Buch erscheint eine Gefahr bedeutet, weil er sich der Verletzung des Urheberrechts schuldig machen kann. Ich habe selbst auch schon Geschichten und Träume für Bücher beigesteuert, weil ich helfen wollte. Deshalb weiß ich, dass meistens auf rechtlich abgesicherte Verträge verzichtet wird. Eigentlich müsste man Name und Adresse des Teilnehmenden festhalten und der tatsächliche Urheber müsste auch seine Urheberschaft, sowie die Freigabe für eine Veröffentlichung bestätigen. Eine anonyme Mail genügt da wohl kaum. Der eigentliche Urheber wird im Buch nicht immer namentlich genannt, selbst wenn dessen Name bekannt ist. Was für ihn natürlich ein Vorteil sein kann, falls er gar nicht der wirkliche Urheber sein sollte.

Das Internet macht alles einfach - glaubt man. Man erhält Zugang zu den verschiedensten Leuten und wenn man schlau ist, findet man auch hilfreiche Hände. Aber wie kann man - so frage ich mich - angebliche Erlebnisse die von Fremden stammen, welchen man im realen Leben nicht begegnete, als reale Erlebnisse veröffentlichen? Sie können erfunden sein, oder von psychiatrisch kranken Menschen stammen, was noch nicht die schlimmste aller Möglichkeiten darstellt. Der angebliche Urheber könnte sie auch abgeschrieben haben und damit gegen das Urheberrecht verstoßen. Das wurde mir jetzt erst so richtig klar, nachdem ein Aufruf um den anderen auftaucht, man solle seine Erlebnisse "spenden". Ich werde jedenfalls in Zukunft keine Beiträge mehr für solcherart Buchschreiber zur Verfügung stellen, die es sich ganz einfach machen. Weil es nicht gut ist, wenn wahre und erfundene, von anderen abgeschriebene und halluzinierte Geschichten, kunterbunt in einem Buch gesammelt wurden. Jemand kam auf diese geniale Idee, die begeistert von anderen aufgenommen wurde. Mir reicht es jetzt.

Wie auf Grenzwissenschaft aktuell zu lesen war, erschien ein neues Buch mit gesammelten Geistergeschichten. Das Interessante daran: die Autorin scheint sich als Skeptikerin zu verstehen. Obwohl sie von den angeblichen Geistern, an deren Existenz sie nicht glaubt, indirekt zu leben scheint. Eine Hintertür lässt sie sich offen. Einer ihrer "Forscherkollegen" behauptet, er habe vielleicht doch eine Stimme gehört. Man kann ja nie wissen.

Sie ist Event Managerin und organisiert "Spuknächte" für ein Publikum, welches wahrscheinlich schon alles kennt und sich deshalb wenigstens nach Grusel sehnt, um der Langeweile des Alltags zu entfliehen. Geworben wurde auf http://www.spuknacht.de/ für Events und dann gab es auch noch einen passenden Verein http://www.central-european-paranormal-investigations.com/DEhome.html der sich mit rationalen Erklärungen von angeblichem Spuk beschäftigt. Die Adresse ist nicht mehr aktuell. Ich vermute, der Verein hat sich aufgelöst. Man durfte um Hilfe bitten, falls man von Geistern bedrängt wird! Wenn man mochte, konnte man sogar spenden, damit der Verein weiter werbewirksam arbeiten kann. Unter "Inhaber" fungierte die Autorin Dr. Lucia Moiné, welche über zum Geschichten spenden aufrief.

 

Auf http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.de/2014/04/buchautorin-sucht-wahre.html erfuhr man im Jahr 2014: Für besagtes Buchprojekt sucht Moiné nun noch weitere "wahre Geistergeschichten": "Die Geschichten müssen nicht unter Ihrem richtigen Namen erscheinen, sondern können auch anonym wiedergegeben werden. Unter allen, die mir Ihre persönliche Geschichte (oder auch aus dem Familien- und Freundeskreis) aufschreiben und für eine Veröffentlichung zuschicken, wird eine Spuknacht für 2 Personen, im Wert von 150 Euro, verlost."

Damit kommt sie ganz schön billig weg, falls das Buch ein Erfolg wird. Sogar eine Facebookgruppe gibt es ebenso passend dazu. https://www.facebook.com/groups/wahregeistergeschichten/ 

Ob die Gruppe noch existiert, weiß ich nicht.

Ein Buch wurde bereits veröffentlicht und nun sollte bald das nächste folgen. Der Aufruf der Autorin, doch wieder Geschichten zu schicken, kling in meinen Ohren als wolle sie sagen: Leute, schreibt doch für mich auch mein zweites Buch ... oder verstehe ich das falsch? Sehr schlau! https://www.amazon.de/Reise-ins-Unbekannte-Geistergeschichten-deutschsprachigen/dp/1502785374

Auf http://www.spuknacht.de/gallery.html (nicht mehr vorhanden) wurden zu allem Überfluss "Stimmen" zum Anhören angeboten die "gefunden" wurden - was auch immer das bedeuten soll, sowie Fotos die ich nicht weiter erklären kann. Werden Seancen abgehalten, obwohl es keine Geister gibt? Jedenfalls sieht man Hände beim Gläserrücken. Schön gruselig. Obwohl die Veranstalterin auf ihrer Vereinsseite schreibt: "Unser Hauptziel ist, betroffenen Personen zu helfen und Ihnen die Angst zu nehmen, indem wir natürliche Erklärungen für scheinbare Spukphänomene anbieten." Tja, was jetzt? Ich bin verwirrt.

In einem Forum http://forum.ks-gbr.de/index.php?topic=565.5 (nicht mehr vorhanden) fand ich folgenden Hinweis: "Was vielleicht noch interessant ist, ist das diese Gruppe ein Teil der TAPS Family ist. Ob das stimmt kann ich nicht sagen, möglich wäre es. Bei wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/The_Atlantic_Paranormal_Society findet man unter TAPS:  The Atlantic Paranormal Society (TAPS) ist eine Organisation mit Sitz in Warwick, Rhode Island, die berichtete paranormale Aktivitäten untersucht.  Aber das ist auch egal, denn das ist sowieso alles Schnee von gestern.

Nicht existierende Geister als Verkaufsschlager? Oder pseudowissenschaftliche Spukforschung? Ruft man Geister um dann zu erklären, es handele sich dabei nur um ganz natürliche Phänomene, die aber auch gar nichts mit Geistern zu tun haben? Oder glaubt man doch an Geister? Obwohl man ihre Nichtexistenz beweisen möchte? Fragen über Fragen.

Solche Events sind keine Seltenheit. Ich habe über diesen nur geschrieben, weil das Beispiel sehr deutlich zeigt, wie schlau alles eingefädelt wird. Man verdient gut an Sensationslüsternen.

Es gibt auch Schlösser für deren Besuch nicht mit dort wohnenden Gespenstern geworben wird, sondern mit "zugereisten", die in Wahrheit noch am Leben sind. http://slovakia.travel/de/internationales-festival-der-geister-und-gespenster-schloss-bojnice-aprilmai
Das Internationale Festival der Geister und Gespenster im Schloss Bojnice ist die größte Veranstaltung dieser Art in der Slowakei mit einer eigenen gespenstisch humorvollen Atmosphäre und einer gewaltigen Besucherzahl.

Am Festival nehmen die verschiedensten „Gespenster“ teil, nicht nur einheimische sondern auch aus ganz Europa. Die Veranstaltung ist immer als ein Geschehen konzipiert, in das die Zuschauer im Rahmen der Burgbesichtigung mit einbezogen sind, aber auch auf dem Burghof beim Treffen mit Hexen, bei Geschichten tragischer Liebe, bei den Streichen der Vampire, Landungen von Außerirdischen und anderen.

In jedem Jahr ist das Motto ein anderes Thema, eine andere Geschichte, sind es andere Figuren und eine andere Pointe. Das Festival gehört zu den größten Veranstaltungen seiner Art auf der Welt und es wird von mehr als 50 000 Touristen besucht.

 

Man ist wenigstens ehrlich, denn es handelt sich um eine Aufführung. Eine nette Idee.


In Wien werden natürlich auch Bücher und Grusel-Führungen angeboten. Eine Autorin ließ sich ebenfalls Geschichten für ihr Buch spenden, denn eigene Erlebnisse hatte sie nicht. http://www.albernet.at/members/blutgasse/spukorte.html Eine spannende Reise durch die unheimliche Seite dieser Stadt. Die Autorin des im Oktober 2010 erschienen Buches „Unheimliches Wien“ führt an schaurige, gespenstische und gruselige Plätze. Sie folgt den Spuren mysteriöser Menschen und Begebenheiten und erzählt an den historischen Schauplätzen über Wiedergänger, Blutsauger und Spukgestalten. Achtung: für Volksschüler nicht geeignet.
liest man auf der Webseite. Wiedergänger in Wien? Blutsauger? Wers glaubt! Spuk anzubieten ist gerade modern.

Das gruseligste aller Geisterschlösser befindet sich selbstverständlich in England. Die Besitzer sind auf den Zug aufgesprungen und bieten auch endlich Übernachtungen an. Wenigstens haben sie tatsächlich etwas zu bieten, denn mehrere Personen die dort übernachteten - angeblich ohne etwas vom Spuk gewusst zu haben - berichteten über unheimliche Erlebnisse. http://www.zeit.de/2010/08/England-Muncaster-Castle Das Schloss, das als das meistbespukte Englands gilt, liegt im Lake District oberhalb des Dorfes Ravenglass an der Irischen See.

 

Kein Wunder dass man gerade für England "Geisterreisen" zu Hauf anbietet. Etwa diese: http://www.grossbritannien.org/gespenster-reise-durch-schottland/
"Wer sich und der ganzen Familie ein einmaliges Erlebnis gönnen möchte, sollte unbedingt eine Gespenster-Reise durch Schottland antreten. Während man die schönen Burgen, die süßen, bunten Fischerdörfer und die legendären Städte kennenlernt, werden historische Geistergeschichten erzählt, oder sogar erlebt…"

https://www.england.de/grossbritannien/spukschloesser-england

 

Man kann es sich also aussuchen, es gibt genügend Gespenster in England.

 

Auch auf der Schallaburg soll es spuken. Man suchte nach Zeugen. Ob jemand gefunden wurde, weiß ich nicht. https://www.meinbezirk.at/simmering/c-freizeit/gesucht-augenzeugen-der-spukereignisse-auf-der-schallaburg_a1635183

 

Falls Sie lieber in Deutschland unterwegs sind, finden Sie hier einige Spukschlösser.

https://praxistipps.chip.de/spukschloesser-in-deutschland-5-gruselige-orte-die-einen-besuch-wert-sind_105451

Von einem der auszog das Gruseln zu lernen ...
https://www.ardmediathek.de/video/maerchen-im-rbb/von-einem-der-auszog-das-fuerchten-zu-lernen/rbb-fernsehen/Y3JpZDovL3JiYi1vbmxpbmUuZGUvbWFlcmNoZW5pb

 

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