Agnes Bründl

Es wird behauptet, das Agnesbrünnl wäre kein alter, heidnischer Kultort gewesen. Behaupten kann man vieles. Die Quelle befindet sich mitten im Wald und ist deshalb schwer zugänglich. Kirche wurde keine daneben errichtet, was vielleicht wirklich dafür spricht, dass sie erst zu späterer Zeit verehrt wurde. Andererseits konnte man dort auch keine Kirche einfach so hin bauen. Es spricht schon einiges dafür, dass es sich um einen alten Kultort handeln könnte. Vor allem, dass es viele Sagen gibt, die an diesem Ort spielen und dass die Menschen auch in späterer Zeit glaubten, dort würden böse Geister ihr Unwesen treiben. Eine Drachenhöhle soll sich dort befunden haben.

 

Behauptet wurde, der Brunnen wäre nach der heiligen Agnes benannt. Es gibt aber auch eine Sage, die den Namen "Agnes Brünnl" anders erklärt. Neben dem Brunnen wuchs eine uralte Eiche. Ein Köhler wollte sie fällen. Da hörte er aus dem Baum eine Stimme. Es war die stimme eines Mädchens, welches Agnes hieß. Der Mann nahm das Kind mit nach Hause und zog es gemeinsam mit seiner Frau auf. Jeder Gegenstand den Agnes berührte, verwandelte sich in Gold. So wurden sie reich, bauten ein Schloss und lebten glücklich. Der Sohn ging weg, kam nach langer Zeit wieder und wollte Agnes heiraten. Sie erkannte ihn nicht. "Ich will verdammt sein, wenn das mein Karl ist!", rief sie. Das verschwand das Schloss, die Leute vermutlich auch. Agnes und Karl ziehen noch immer durch den Wald und verschenken Goldmünzen.

 

Eine schöne Geschichte, die sehr deutlich macht, worum es geht. Nur eine Göttin kann profane Gegenstände in Gold verwandeln. Sie wohnt ganz alleine in einem Baum. Wer macht das schon? Wenn ihr jemand hilft, wird er reichlich belohnt. Das ist also ein heiliger Baum, neben einer heiligen Quelle. Eindeutige Hinweise auf einen Kultplatz. Geschichten haben es an sich, Jahrtausende zu überstehen, im Gegensatz zu Häusern und Kirchen. Sie werden immer wieder verändert, aber der Kern bleibt doch erkennbar. Man wird sicher nichts dort finden, was auf einen Kultplatz hindeutet, weil die Quelle selbst dieser heilige Ort ist.

 

Man weiß nicht sehr viel über diese Gegend. Man glaubt, es habe dort einen Ort gegeben, der einfach verschwunden ist. Dem widerspricht jedoch Albert Starzer und meint, es habe dort nie eine Ortschaft gegeben. Wenn man nicht einmal weiß, ob es dort einen Ort gegeben hat , wie will man dann wissen, ob und von wem, die Quelle kultisch verehrt wurde? Man weiß es nicht und deshalb kann man es auch  nicht abstreiten. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass dort einmal Menschen Häuser gebaut haben sollen. Erstens würde man doch noch Spuren davon finden und zweitens befindet sich direkt neben dem Brunnen ein ziemlich beeindruckender Abhang. Da will niemand wohnen.

 

Benannt wurde der Brunnen also angeblich nach der heiligen Agnes, was jedoch erst später der Fall gewesen sein dürfte, den vorher hieß er angeblich Kogelbrünnl. Wer hat ihm denn den Namen Agnes verpasst und wann? Was man auch nicht wirklich weiß. Heilige Agnes klingt natürlich gleich besser und unterstellt, dass man es mit einem wundertätigen, heilenden Wasser zu tun hat. Da die heilige Agnes die Schutzpatronin der Jungfrauen ist, zog es vor allem Frauen zu ihm hin. Die Menschen pilgerten hin und sahen sogar die Lottozahlen auf dem Grund des Brunnens. Wahrsagerinnen traten auf, die Zukunft wurde vorher gesagt. Was alles weniger religiösen Ursprungs sein dürfte. Die Menschen trieben es dort zu bunt. Zumindest in den Augen des Gesetzes. Deshalb wurde der Brunnen zugeschüttet. Der Baum der beim Brunnen stand, wurde gefällt.

 

Jetzt ist er wieder frei gelegt worden. Man hat ihn eingefasst und es gibt wieder Menschen, die zu ihm pilgern. Sie hängen kleine Stofffetzen an die Zweige und wünschen sich etwas. Ob die Wünsche in Erfüllung gehen? Wäre interessant, einmal nach zu fragen.

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