Ein Vergleich zwischen Strindberg und mir

 

Strindberg schrieb wörtlich: "Einmal möchte ich ein Wiener sein!" Wie man unschwer erkennen kann, hat sich dieser Wunsch als erster von vielen anderen erfüllt. Nur dass ich kein Wiener bin, sondern eine Wienerin.

 

Abgesehen davon, habe ich unter anderen auch skandinavische Gene - nämlich 29,1% - wie Strindberg sie sicher auch hatte. Er hatte wahrscheinlich einen größeren Prozentsatz davon.

 Wenn man zwei Leben miteinander vergleicht, lässt sich nicht alles was man an Übereinstimmungen zu erkennen glaubt, auch beweisen. Manches aber doch, denn es gibt Dokumente und auch zum Teil Fotos. Für den Anfang hier daher einige Fotos, um meine Behauptungen zu untermauern.

 Ich glaube es gibt sogar eine leichte, äußere Ähnlichkeit zwischen Strindberg und mir. Zumindest sind wir einander nicht unähnlich.

 Hier gibt es einige Daten über ihn http://www.odysseetheater.org/strindberg/strindberg_zeittafel.htm

Die wohl überzeugendste, nachweisbare Übereinstimmung besteht wohl darin, dass Strindberg mehrmals über seine Träume berichtete, die sich erfüllten. Es handelt sich dabei um Träume, die vielen meiner Träume ähneln. Also Voraussicht auf Erlebnisse, welche eher unwichtiger Natur sind.

 

Sagen Sie ehrlich, wie viele Mensch kennen sie, die BEWIESENER MAßEN häufig paranormale Träume haben und das auch dokumentierten? Ich habe eine ganze Traumsammlung. Solche Träume hatte ich schon, bevor ich mich an dieses frühere Leben erinnerte. (Was sich allerdings nicht beweisen lässt.) Auch Strindberg hat seine paranormalen Träume in seinen Büchern dokumentiert, allerdings erst nachdem sie sich erfüllt hatten. Er gab seinem Erstaunen darüber Ausdruck.

Es gibt aber auch andere, etwas weniger deutliche Übereinstimmungen.

Auf dem Foto oben, sieht man meine Großeltern mütterlicherseits. Die Großmutter stammte aus einer sehr religiösen, gutbürgerlichen Familie, der Großvater war Tischler und entstammte einer Dynastie von tschechischen Handwerkern.

 So sah unser Haus, in einer Gegend am Rande Wiens, aus, kurz nachdem es fertig gestellt war. Es ist das Haus meiner Großeltern, in dem ich aufgewachsen bin. Später gab es einen Zubau, weil die Anzahl seiner Bewohner stieg. Das Haus erinnert stark an das "Häusl", in dem Strindberg mit seiner Frau Frieda Uhl in Österreich kurze Zeit gelebt hat. Diese Zeit in Österreich erschien ihm später wie ein Märchen. Dort fühlte er sich wohl und "zu Hause", weil er auf Menschen traf, die ähnlich wie er dachten.

 

Die Zeichnung zeigt das "Häusl".

 

Alles was einen in einem früheren Leben bewegte, erscheint in unserem derzeitigen Leben in irgendeiner Form. Ich habe den Vorteil, dass Strindberg sehr viel über sich selbst schrieb. Anders wäre es schwer möglich, Übereinstimmungen zu erkennen und auch zu verstehen, wieso sie auftreten.

 

Er lehnte Schweden aufgrund negativer Erfahrungen ab.

Für mich existierte Schweden nicht wirklich. Obwohl ich mit diesem Land keinerlei Erfahrungen hatte, wäre ich niemals auf die Idee gekommen, dorthin zu reisen. Es war mir nicht sympathisch. Dabei wusste ich über Schweden gar nichts.

 

Er glaubte - das erzählte er seiner "Mutter" (So bezeichnete er Frieda Uhls Mutter, die Österreicherin war), Frauen hätten es im Leben leichter als Männer.

Die logische Konsequenz daraus: Ich wurde als Frau geboren. Aber als ich ein Kind war, lehnte ich meine Weiblichkeit ab und wollte nur Hosen tragen. Was zu dieser Zeit unmöglich war. Mädchen trugen Kleidchen. Nur im Sommer bekam ich kurze Hosen, was mich wahnsinnig freute. Die erste lange Hose die ich bekam, war eine Schi Hose, die ich nur draußen tragen durfte. Trotzdem war ich damit glücklich. Unterbewusst war die Erinnerung an das Vorleben wohl lebendig. Ich lehnte meine weibliche Sexualität sogar ab, als ich etwas älter wurde. Es dauerte lange bis ich mich damit ab fand, eine Frau zu sein.

 

Dass ich mich später, als Erwachsene erinnern konnte schon einmal gelebt zu haben  mag daran liegen, dass sich schon Strindberg um Erinnerung bemühte.

Ich wurde mit dieser Idee als junge Frau erstmals konfrontiert, als ich Aurobindo und andere indische Philosophen las. Das brachte mich dazu, mich zu konzentrieren, um eine Erinnerung hervor zu rufen. Doch das funktionierte nicht, deshalb gab ich meine Bemühungen auf. Erst Jahre später kam die Erinnerung spontan.

 

Er beschrieb wie es in seinem Garten aussah, als die Familie außerhalb Stockholms lebte. Es gab Obstbäume und Sträucher. Rundherum  war alle nur Natur.

Vorne eine angeheiratete Tante und im Hintergrund meine Großtante Mia in unserem Garten. Man erkennt Obstbäume und Sträucher. Außerhalb gab es Wälder und Wiesen. Wir Kinder waren frei und spielten den ganzen Tag auf der Straße, beim Teich, oder im Wald.

 

Als Strindberg ein Kind war, lebte er unter anderem am Rand der Stadt Stockholm. Dort fühlte er sich wohl. Und so sah es dort aus, wo ich den größten Teil meines Lebens verbrachte.

Seine früheste Kindheit verbrachte er jedoch in diesem Haus.

Als kleines Kind wohnte ich in einem Mehrparteienhaus. Wie es dort aussah weiß ich nicht. Daran habe ich keine Erinnerung. Ich wohnte nur kurz in einem Zinshaus und da war ich auch schon erwachsen. Es war ein Haus im 3. Bezirk, in der Dianagasse.

 

Meine Familie hatte ein Haus, in dem ich als Kind öfter war, weil dort meine Großtante wohnte. Es sieht diesem Haus sogar etwas ähnlich, wenn man die Größe vergleicht. Es gab noch ein zweites Haus an der Rückseite. Eines der beiden Häuser wurde im Krieg ausgebombt. Die beiden Häuser gehörten ursprünglich Teilen unserer Familie. Meine Urgoßeltern wohnten dort. Meine Großtante Mia übernahm die Wohnung. Sie nahm mich oft zu sich nach Hause mit. Deshalb gab es eine starke Beziehung dazu.

 

Er war ein zartes Kind.

 

Das war ich auch. Hier in unserem Garten.

 

Ich stehe seltsam da, weil ich damals X-Beine hatte und mich deshalb genierte. Das gab sich aber mit der Zeit. Man sieht, dass ich auch eine hohe Stirn habe. Dafür habe ich mich auch immer geniert. Als ich selbst entscheiden konnte welche Frisur ich habe, wählte ich immer Stirnfransen, um die Stirn zu verdecken.

 

Strindberg war bekannt für seine hohe Stirn. Darauf wurde immer wieder hingewiesen.

Das Foto auf dem ich zu sehen bin sieht seltsam aus, weil ich im Internet Frisuren ausprobiert habe. Das heißt, die Frisur wird nur virtuell aufgesetzt. Ich habe es gewählt, weil man hier auch einen Nasen-Vergleich hat und vor allem deshalb, weil ich sonst fast nur Fotos mit Stirnfransen habe.

 

Natürlich habe ich nicht das gleiche Gesicht, was ja auch absurd wäre. Aber ich denke, eine gewisse Ähnlichkeit ist doch zu erkennen.

 

Locken habe ich keine, aber meine Haare wellen sich doch etwas, sobald sie etwas länger sind.

Strindberg wuchs frei auf. Gemeinsam mit seinen Geschwistern spielten sie in der freien Natur. Er las Abenteuerbücher mit Begeisterung, unter anderen auch Lederstrumpf, usw.

 

Wir wuchsen ziemlich wild auf. Spielten Forscher und Indianer, lasen Abenteuerbücher. Der Graf von Monte Christo, die drei Musketiere, Lederstrumpf, Bücher von Karl May, usw. Also Bücher die auch er gerne las. Ich bekam sie von meiner Familie geschenkt. Zu Weihnachten gab es immer ein Buch. Aber niemals ein Mädchenbuch, weil ich auch keines wollte. Man bedenke, dass zwischen seinem und meinem Leben als Kind, 100 Jahre lagen.

Zum Teil sieht es bei uns nicht viel anders aus als in Schweden. Zumindest dort, wo ich gelebt habe.


Strindberg lebte in einer Stadt, in welcher die Adeligen, also König und Königin lebten. Ich in Wien, wo Kaiser und Kaiserin lebten.

Gleich in der Nähe gab es zwei künstlich angelegte Teiche. In einem badete die Kaiserin Sisi, wenn sie in dem kleinen Schloss den Sommer verbrachte. Wir badeten dort natürlich auch. Meistens alleine, ohne Aufsicht, obwohl wir nicht schwimmen konnten. Deshalb tauchten wir ganz einfach. Unter Wasser kann jeder schwimmen.

 

Zumindest einmal suchten Taucher nach einem Ertrunkenen und einmal wurde ein bewusstloser Bub aus dem Wasser gezogen. Einer meiner Schulfreunde ertrank in der alten Donau. Meine Mutter ertrank fast in einem Kübel, als sie nicht ganz zwei Jahre alt war und später, als sie bei ihren Großeltern in Floridsdorf lebte, in der alten Donau, wie mein Schulfreund. Sie hatte im Gegensatz zu ihm Glück und wurde gerettet.

 

Das Thema ertrinken hatte in meinem Leben deshalb eine starke Bedeutung.

 

Strindberg schrieb, sie hörten oft die Schreie von Ertrinkenden, die in einem nahen See vermutlich auch starben. Wer hätte sie retten können? Das muss bei einem Kind ein Trauma auslösen. Also kein Wunder, dass dieses Thema in meinem Leben auftauchte.

 

Es gibt sogar eine gewisse Ähnlichkeit was die Herkunft betrifft, also das Elternhaus, die Vorfahren. Diese Personen sehen einander zwar physiognomisch nicht ähnlich, aber sie trugen ähnliche Kleidung, der Bart ist ähnlich, sie lebten in ähnlichen Verhältnissen. Man muss natürlich auch berücksichtigen, dass es sich um andere Generationen handelte. Wenn er von seinen Großeltern spricht, spreche ich von den Urgroßeltern, usw.

 

Strindbergs Mutter hatte als Magd und als Kellnerin gearbeitet. Was er als Unterschicht bezeichnete und deshalb hervor hob.

 

Meine Mutter war Schaffnerin und Krankenschwester (ohne Diplom) in einem Krankenhaus. Also durchaus Arbeiterklasse, obwohl ihre Vorfahren Hausbesitzer waren.

Links Vorfahre von Strindberg, rechts mein Urgroßvater. Ich glaube es haben auch beide eine Glatze.

 

Ich denke, ich lebe Strindbergs Lebenslegende aus. Er behauptete, als Kind immer arm und hungrig gewesen zu sein, obwohl das nicht den Tatsachen entsprach.

 

Obwohl ich auch nie hungrig war, könnte man uns als arm bezeichnen. Geboren wurde ich nach dem 2. Weltkrieg in Wien, als die Stadt zerbombt und noch besetzt war. Es gab nicht viel zu essen. Was es gab, mochte ich nicht.

 

Unsere Verhältnisse änderten sich zwar im Laufe des Lebens, aber wir blieben Angehörige der Arbeiterklasse.

Zwei Schulen in denen ich war.

Strindbergs Schule sah ungefähr so aus.

Wie Strindberg, musste ich die Schule einmal wechseln. Er hatte in der Klasse nur Buben. Erst später kam er in eine gemischte Klasse und atmete auf. Dort fühlte er sich wohler.

 

Ich ging nach der Volksschule, auf Anraten der Lehrerin, die meinte ich würde in Gesellschaft von Buben zu wild werden,  in eine reine Mädchenschule, was ich als Qual empfand. Erst als ich in eine gemischte Klasse kam, nach dem Schulwechsel, ging es mir wieder besser. Danach wieder eine Mädchenschule und mir ging es wieder sehr schlecht dabei.

 

Wieder scheint sich etwas aus dem früheren Leben zu wiederholen, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. Was einen beschäftigt, kommt wieder zurück. Egal ob es positiv, oder negativ ist. Deshalb sollte man so gut wie möglich alle Probleme die man in seinem Leben hat, verarbeiten und lösen. Je näher man dem Tod kommt, desto stärker sollten die Bemühungen sein.

Für Strindberg war es normal, Boot zu fahren. Für mich nicht, weil man in der Nähe keine Gelegenheit dazu hatte. Aber ich nützte jede Gelegenheit, mit einem Boot zu fahren. Ich liebte es zu rudern, aber ich fuhr auch gerne mit großen Booten mit.

Frieda Uhl war unter anderem auch als Journalistin tätig - so wie meine Großmutter väterlicherseits. https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/medien/877379_Gegenwind-fuer-Edelfedern.amp.html?em_cnt_page=2

 

Wer Vergleiche anstellen will, muss also beide Leben kennen.

 

Strindberg, der zeitweise auch in Österreich war, sagte zu dem Land, in welchem ich heute lebe: "Hier fühle ich mich mehr zu Hause, als in Schweden!" allerdings fühlte ich mich zeitweise auch fremd in meinem Land.

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/zeitreisen/848831-Strindbergs-Muehlviertler-Inferno.html

Es gibt auch recht seltsame und außergewöhnliche Parallelen. "Im Herbst dieses Jahres stellte er sich im Hause Lamms eine mit Blausäure gefüllte Ampulle her, die er seitdem immer mit sich trug und die zu besitzen seltsam reizvoll für ihn war: Der Tod, das Ende, in ein paar Tropfen unter einem Glasstöpsel." (siehe Link am Anfang der Seite.)

Meine Vorfahren waren keine Nazis, möchte ich betonen. Doch die Schwester der Großmutter heiratete einen Herrn Horvath, der offenbar ein begeisterter Nazi gewesen war. Einmal im Jahr musste ich mit Tante Mia, deren Schwester besuchen. Beide waren schon alt, ich war ein kleines Kind. Einmal zeigte mir der Herr Horvath eine Giftkapsel, die er immer bei sich trug. Sie stammte noch aus dem Krieg. Es war Blausäure. Er hatte sie behalten. Für mich war das so absonderlich, dass ich diese Szene nie vergessen habe. Damals war ich höchstens 4 oder 5 Jahre alt. Von Nazis und Juden wusste ich nichts, auch vom Krieg hatte ich damals noch nichts gehört.

 

Strindberg besaß eine Pistole. Mein Onkel hatte aus dem Krieg eine Pistole mit gebracht und mein Großvater hatte sie aus Angst vor der Besatzungsmacht im Hof ein betoniert. Wir hatten also eine Pistole - zumindest theoretisch - welche ich mit dem Haus zusammen geerbt hatte. Sie wird vermutlich nicht mehr funktionsfähig sein. Noch ruht sie in ihrem Grab. Erst wenn der neue Besitzer das alte Haus abreißt, wird sie vielleicht wieder zum Vorschein kommen.

Mit Schiller konnte ich - im Gegensatz zu Strindberg - nie etwas anfangen. Aber ich liebte die nordischen Sagen, im Gegensatz zu den griechischen. Irgendwie kam ich einmal zu kleinen Figuren. Eine nannte ich Loki, eine Hönir. Das war es dann aber auch schon. Als ich älter wurde, verlor ich das Interesse.

 

Strindberg: "Gemeinsam mit anderen Studenten gründet er den Runa-Bund, einen literarischen Zirkel neunordischer Prägung, der auf die altnordische Tradition zurückgriff"

Strindberg arbeitete unter anderem in einer Bibliothek, ich in einer Buchhandlung. Er beschäftigte sich während seines Studiums mit Søren Kierkegaard ich las etwas von ihm, als ich Lehrling war. Wie ich auf diese Idee kam, weiß ich nicht. Das Buch stand einfach im Regal und ich musste es unbedingt lesen. Es hat mir nicht gefallen.

 

Als ich ein Kind war, wurden zu Hause zwar Schallplatten gespielt, aber nur Operette, Oper, oder dumme Lieder. Etwas ähnliches wie Studentenlieder z. B., die ziemlich derb waren. Das kam daher, dass mein Stiefvater die dummen Lieder liebte, meine Mutter die klassische Musik. Beethoven gab es nicht. Mit dem wurde ich erst konfrontiert, als ich in einer Buchhandlung zu arbeiten begann, in der es auch Schallplatten gab. Von da an hörte ich im Geschäft oft Beethoven. Als ich in Indien war, hatte ich eine "Vision", während eines Beethoven Abends, der von einem Österreicher veranstaltet wurde. Damals hatte ich die Erinnerung an mein Vorleben noch nicht.

 

Strindberg war ein Beethoven Verehrer. Offenbar finden wir in unserem nächsten Leben doch immer dahin, wo wir in einem früheren Leben aufgehört hatten.

 

Doch auch zu den Studentenliedern gibt es eine Übereinstimmung. Im Kreis seiner "Ferkel-Freunde" sang er Studentenlieder.

 

Selbstverständlich stand in seiner Wohnung auch ein Klavier. Ohne Klavier keine Beethoven Abende. Ich klimperte auf dem Klavier meiner Großtante, die gegenüber von uns wohnte. Später kaufte ich mir das hier. Musste ich unbedingt haben. Irgendwann werde ich ganz sicher spielen lernen. ;)

Meine Kindern beschenkte ich immer gleichmäßig, wenn ein Kind Geburtstag hatte. Damit keines auf ein anderes eifersüchtig wird. Genauso machte es auch Strindberg. Mir wurde jedoch klar gemacht, dass diese Idee nicht gar so gut ist, als mir eine Tochter sagte: "Du bist zu gerecht!"

 

Eine weitere Eigenschaft teile ich mit Strindberg. Er lehnte es ab, öffentlich vor Publikum aus seinen werken zu lesen, oder eine Rede zu halten: "Strindberg, dessen Gedächtnis sofort von dem Bewußtsein, öffentlich reden zu müssen, paralysiert wurde, und der sonst auch die kleinste Tischrede ablesen mußte!" (Adolf Paul

Strindberg-Erinnerungen und - Briefe München 1914/24, Albert Langen Verlag)

In der Schule habe ich zwar Referate halten müssen und damals konnte ich mich auch noch dazu überwinden. Jetzt wäre ich dazu nicht mehr fähig. Nicht einmal als mein Onkel beerdigt wurde ließ ich mich dazu überreden, einige Worte zu sagen. Obwohl nur die engste Familie anwesend war.

 

Er war ein sehr höflicher Mann, was ihm eigentlich nicht passte, doch er war so erzogen worden. Auch ich wurde zur Höflichkeit erzogen, oder ich war schon immer einfach so. Das weiß ich gar nicht so genau. Ganz selten werde ich unfreundlich. Da muss ich schon sehr gestresst sein.

 

Als wir umzogen, tauchten wieder seltsame Übereinstimmungen auf. Zum Beispiel ein weißer, einäugiger Hund.

Interessant ist es für mich insofern, als die österreichische Frau Strindbergs, Frieda Uhl, einen einäugigen Hund hatte. Es ist zwar nicht dieselbe Rasse, aber beide Hunde sind weiß. Ich kann leider nicht mit Statistiken aufwarten, aber ich denke, es wird nicht allzu viele weiße Hunde in Wien und Umgebung geben, die nur ein Auge haben. Mir ist jedenfalls noch nie einer untergekommen. Das hätte ich sicher bemerkt.

 

Vergleicht man die Villa der Familie Uhl mit der Villa in unserem Ort, in der einst Mark Twain einen Sommer verbrachte, erkennt man unschwer eine gewisse Ähnlichkeit.

Zwar war ich in dieser Villa noch nie und ich werde dort auch nie hinein gehen, nehme ich an, aber sie prägt das Ortsbild.

Ich war oft mit dem Hund im Wald. Mir fiel auf, dass manche Bäume eine seltsame Farbe hatten. Sie faszinierte mich. Als ich nach Schweden fuhr stellte ich fest, dass diese Farbe in schwedischen Kirchen zu finden ist.

 

 

Es gibt ein altes Foto, auf dem die Beerdigung Strindbergs zu sehen ist. Sie kommen an einem Haus vorbei, das diesem hier sehr stark ähnelt.

Es befindet sich in der Nähe meines früheren Wohnortes. Es ist das einzige Haus in der ganzen Gegend, das in diesem Stil gebaut ist. Absolut untypisch für Wien und Umgebung.

 

Siehe auch

 

https://www.strindbergmuseum.at/museum/virtueller-rundgang/

 

Das sind einige wenige Übereinstimmungen zwischen unser beider Leben. Ich werde den Vergleich noch ausweiten. Man erkennt aber auch an diesen wenigen, dass wir nicht ein gänzlich neues Leben beginnen, sondern das alte in gewisser Weise fortsetzen. Was uns erstrebenswert erschienen ist, durchleben wir im neuen. Wobei wir oft erkennen müssen, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Andererseits können wir zum Teil aus dem alten Leben lernen und es im neuen anders machen.

 

Strindberg schrieb sinngemäß, er wäre gerne sesshaft, aber ständig treibt es ihn dazu, "den Ort zu wechseln".

 

Ich hätte oft gerne den Ort gewechselt, aber ich blieb immer sesshaft. Dabei hätte ich Gelegenheit gehabt, genau das zu verwirklichen, was sich Strindberg gewünscht hatte: Etwas ähnliches wie ein Kloster, in welchem Menschen gemeinsam leben, die nicht religiös gebunden sind, aber etwas suchen, was höher ist, als das "normale", profane Leben. Nämlich als ich nach Indien in den Aurobindo Ashram ging, in dem ich gerne geblieben wäre. Dort herrschen genau diese Bedingungen. Aber dazu war ich innerlich zu unruhig.

 

Dass ich nach Indien gefahren bin entspricht auch wieder einer Übereinstimmung, denn mit Indien beschäftigte sich Strindberg auch. Aber er fuhr nicht hin. Das verschob er offensichtlich ins nächste Leben. In meines.

 

Oft sind es aber auch ganz kleine, total unwichtige Dinge, die uns im neuen Leben beschäftigen und wir wissen nicht warum das so ist. Ich wollte z. B. unbedingt eine Lampe an der Decke haben, die man hinunter ziehen kann. Meine Großtante hatte so eine in ihrer Wohnung und diese Deckenlampe hat mich ungeheuer fasziniert, als ich noch ein kleines Kind war. Welches Kind schaut schon so genau auf eine Lampe, die vom Plafond herunter hängt? Offenbar hat diese Lampe eine unterbewusste Erinnerung ausgelöst.

 

In meinem Elternhaus, in dem ich bisher gewohnt habe, war die Decke so niedrig, dass es blöd gewesen wäre eine solche Lampe zu kaufen. In der neuen Wohnung konnte ich es endlich tun und deshalb habe ich jetzt sogar 2 Stück. Allerdings nicht so aufwändige, wie sowohl Strindberg, als auch meine Großtante sie hatte, aber das Prinzip ist das gleiche.  Links die Lampe von Strindberg.

Wenn man zwei eigene Leben miteinander vergleicht, wird man auf überraschende Übereinstimmungen stoßen. In manchen Fällen mag es sich um Zufall handeln, doch wenn sich die Zufälle häufen, ist es kein Zufall mehr. Ich konnte Übereinstimmungen feststellen, die über das normale Maß weit hinaus gehen. Bis hin zu kleinsten Details.

 

Strindberg spielte Gitarre und sang gerne. Ich musste unbedingt eine Gitarre kaufen, habe aber nie spielen gelernt. Dafür sang ich sehr viel und oft sehr laut, schon als Kind. Bis heute singe ich, wenn auch nur im stillen Kämmerlein.

 

Warum wird eine Fähigkeit beibehalten und eine andere nicht? Ich denke wir verändern unsere Einstellung im Laufe unseres Lebens. Was uns nicht mehr interessiert, geben wir auf. Die Erinnerung bleibt jedoch erhalten, nur ist das Ergebnis sozusagen eine Totgeburt. Offenbar bewegte mich weiterhin die Idee, Gitarre spielen zu wollen. Das tat ich nur nicht, weil ich sehr viel anderes zu tun hatte, das mir in diesem Leben wichtiger erschien. Anders verhielt es sich mit dem Singen. Dazu war kein besonderer Aufwand nötig.

 

Pfeil und Bogen brauchte ich auch unbedingt, als ich jugendlich wurde, habe jedoch nur wenig damit angefangen. Strindberg spielte als Kind mit Pfeil und Bogen.

Es gibt zwischen den beiden Leben noch eine weitere, sehr seltsame Paralelle, die sich auf einer ganz anderen Ebene abspielte.

 

Strindberg schrieb:

Wenn dieses Buch gedruckt sein wird, muß die Antwort eingetroffen sein. Und dann? Danach? – Ein neuer Spaß für Götter, die aus vollem Halse lachen, wenn wir heiße Tränen weinen?   Lund, 3. Mai – 25. Juni 1897.

In meinem derzeitigen Leben habe ich viel geweint. Und nein, es ging dabei nicht um mich, sondern darum, dass diese Welt und dieses Leben grausam ist und dass Menschen und Tiere ungeheures Leid ertragen müssen. Als ich alt genug war zu begreifen, dass wir hier eigentlich in der Hölle leben - und das war schon sehr bald der Fall, als ich noch ein Kind war - bekam ich immer wieder das Gefühl, Gott würde irgendwo sitzen, mir beim Weinen zusehen und herzhaft über mich lachen. Doch nach Monaten, oder Jahren (ich erinnere mich nicht genau wie viel Zeit verging) änderte sich dieses Gefühl. Ich dachte, jemand würde in mir sitzen und herzhaft über mich lachen, wenn ich so traurig über die Welt war, dass ich weinen musste. Wieder verging sehr viel Zeit, in der ich immer wieder diesen Gedanken hatte. Doch einmal überkam es mich plötzlich und ich lachte über mich selbst, aus tiefster Seele.

Seither habe ich nie wieder solche Gedanken in mir getragen. Ich weine auch nicht mehr über all das Schreckliche. Dafür schwor ich, alles sehen und erkennen zu wollen, was es an Grausamkeiten gibt, denn ich wollte auf keinen Fall wegsehen.

Fernsehen und Internet haben es möglich gemacht. Tag für Tag sehe ich die schrecklichsten Verbrechen an Tieren und an Menschen. Doch ich rechte deswegen nicht mehr mit Gott. Vor allem weil ich nicht weiß, wer oder was Gott, Göttin, oder die Mächte denn wären. Immer wenn ich das Gefühl habe, es würde mir zu viel werden, denke ich daran, es verstehen wollen. Weinen hilft niemandem.

 

So ungefähr sieht es aus, wenn man ein Leben mit einem anderen vergleicht.


Strindberg


 

Eltern waren bei seiner Geburt nicht verheiratet

 

größtes Problem war die Beziehung zur Mutter

 

hatte Probleme an der Schule und musste deshalb die Schule wechseln

 

schrieb über Sören Kierkegaard eine Arbeit

 

arbeitete als Bibliothekar

 

schrieb für Zeitungen

 

malte

 

hatte paranormale Träume über die er auch schrieb

 

wollte Schauspieler werden, wurde nicht angenommen - gab Idee auf.

 

war Alkoholiker, wendete sich aber im Alter vom Alkohol ab

 

rauchte - hörte kurze Zeit damit auf, als sein Kind geboren wurde

 

trank gerne Kaffee

 

seine letzte Wohnung hatte vier Räume, man kommt von einem in den anderen

 

 liebte die neu aufkommenden Fortsetzungsromane

 

 

seine österr. Frau hatte einen Esel der Lumpi hieß

 

einmal möchte ich ein Wiener sein

 

Beethoven Abende veranstaltet

 

hatte Text von Nestroy in Bibliothek

 

mochte Wagner nicht, außer einige Arien

 

liebte Offenbach

 

Schwiegermutter hatte Zwillingsschwester

 

 

wollte nach Indien fahren

 

(aus dem Video https://www.youtube.com/watch?v=LfiBLgjb2D8)

zeichnete diesen Baum

 

hatte diese Pflanze in seiner letzten Wohnung

ich


 

ebenso

 

 

ebenso

 

 

ebenso

 

 las Sören Kierkegaard und lernte sogar einen Mann namens Sören kennen.

 

arbeitete als Buchhändlerin

 

schrieb viele Leserbriefe (wurden veröffentlicht)  aber auch einige Artikel

 

malt

 hat paranormale Träume und schreibt darüber

 

spielte in einer Schulaufführung mit, wollte nicht Schauspielerin werden

 

trank so gut wie nie Alkohol - lehnte Alkohol ab

 

rauchte, hörte aber damit auf, als Kind geboren wurde

 

wollte unbedingt Kaffee trinken, obwohl er mir nicht schmeckt

als ich eine Wohnung suchte, fand ich eine solche, aber Vermieterin wollte keine Kinder im Haus.

 

wuchs vor allem bei Großeltern auf. Großmutter las immer Fortsetzungsromane in Zeitschrift

 

als ich Kind war hatten wir kurz einen Hund, der Lumpi hieß

 

wurde in Wien geboren

 

spielte oft Beethoven in Buchhandung - in Indien ein Beethovenabend

mag Nestroy

 

ebenso

 

ebenso

 

bekamen neue Nachbarn. Kinder waren Zwillinge, Eltern österreichisch/schwedisch

 

fuhr nach Indien

zog in eine andere Gegend, in der es einen Wald voller Schirmföhren gibt, welche allerdings wegen der Trockenheit teilweise umfallen

 

 

hatte so eine Pflanze viele Jahre lang in der Wohnung stehen.


Briefmarke gibt es von mir noch keine (aber ich habe eine persönliche Briefmarke). Ich überlege, ob ich eine gestalten soll. ;)